Die Märkte haben auch die Stärke der US-Aktien in Frage gestellt, insbesondere im Technologiesektor. Rezessionsängste in den USA haben den Ausverkauf bei Tech-Aktien neu entfacht. Der Nasdaq ist seit seinem Allzeithoch im Februar um 11 % gefallen – der größte Rückgang seit dem Aktienausverkauf im Jahr 2022. Dennoch bleiben wir bei US-Aktien auf einen taktischen Horizont von sechs bis 12 Monaten übergewichtet. Die Gewinnerwartungen sind gesund: Für den S&P 500 wird in diesem Jahr ein Wachstum von 12 % prognostiziert, gegenüber 14 % im vergangenen September.5
Die Margen-, Gewinn- und Umsatzprognosen für Tech-Unternehmen halten sich und der Sektor hat in diesem Jahr immer noch das schnellste erwartete Wachstum. Der Free Cashflow der Branche liegt ebenfalls bei 30 % des Gesamtumsatzes, dem höchsten Anteil seit 1990 – ein Zeichen für die aktuelle Stärke.6
Langfristige US-Staatsanleihen haben sich kurzzeitig gegen den Kursrückgang abgepuffert. Seit der Pandemie hat sich ihre Rolle bei der Portfoliodiversifizierung jedoch geschwächt.7 Wir glauben, dass die Renditen steigen können, da die Anleger eine höhere Entschädigung oder Laufzeitprämie für das Risiko des Haltens langfristiger Anleihen verlangen. Die jüngsten Inflationsdaten waren verrauscht, aber die Kerninflation liegt immer noch über dem, was mit dem 2%-Ziel der US-Notenbank vereinbar ist.8 Das schränkt ein, wie weit die Fed in der Lage sein wird, die Zinsen zu senken. Ein wahrscheinlich steigendes US-Haushaltsdefizit – selbst mit Einnahmen aus Zöllen und möglichen Ausgabenkürzungen – könnte ebenfalls zu höheren langfristigen Prämien führen. In der Vergangenheit sahen die Anleger langfristige Anleihen selbst bei hoher Staatsverschuldung als risikoarm an, weil sie glaubten, dass die niedrige Inflation und die niedrigen Zinsen von Dauer sein würden. Aber dieses fragile Gleichgewicht ist gestört. Die Pläne Deutschlands, die Staatsausgaben zu erhöhen, verstärken unserer Meinung nach langfristig höhere Zinsen – und Anleiherenditen – weltweit. Wir glauben, dass Gold in diesem Umfeld ein besserer Diversifikator sein könnte als US-Staatsanleihen.
Deutsche Bundesanleihen erlitten den stärksten Ausverkauf seit 1990, nachdem sich die Parteien, die die nächste deutsche Regierung anführen sollen, auf einen 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturfonds geeinigt und die Defizitgrenzen für Verteidigungsausgaben gestrichen hatten.9 Diese Pläne, die letzte Woche sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat die notwendige 2/3 Mehrheit erhalten haben, kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die USA sagen, dass Europa nicht mehr die oberste Sicherheitspriorität hat. Europa könnte wie die USA mit längerfristig höheren Zinsen konfrontiert sein, da eine höhere Staatsverschuldung und höhere Staatsausgaben die Inflation anheizen. Wir haben Staatsanleihen des Euroraums auf untergewichtet herabgestuft, da wir Potenzial für weiter steigende Renditen sehen, auch wenn wir davon ausgehen, dass die EZB mehr Spielraum für Zinssenkungen hat als die Fed.
Auf der anderen Seite hat sich unser Blick auf die europäischen Aktienmärkte gedreht. Europäische Aktien haben bislang in 2025 einen besseren Start als die US-Aktien gezeigt.10 Wir haben gesagt, dass europäische Aktien einen Auslöser benötigen, um die sehr negative Stimmung zu drehen. Wir sehen derzeit mehrere davon, die, falls sie zustande kommen, das Potenzial haben, die sehr niedrige Bewertung nach oben zu treiben. Daher haben wir europäische Aktien auf neutral hochgesetzt. Wir bevorzugen nach wie vor Finanztitel. Diese Präferenz hat uns bereits letztes Jahr gute Dienste erwiesen. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Europa nach wie vor strukturelle Probleme wie fehlende Wettbewerbsfähigkeit gegenüber möglichen US-Zöllen aufweist.